Unsere Uschi vom Schweineseniorenheim ist bereits das 2. Opfer der Massentierhaltung in diesem Jahr für uns. Mitte Februar musste unsere Pflegestelle bereits Hermine gehen lassen.

Uschi durfte nur 1 Jahr, 4 Monate und 1 Tag die Liebe erfahren, die allen Schweinen gebühren würden. Wir lassen Jutta, die das Schweineseniorenheim ins Leben gerufen hat, mit eigenen Worten erzählen, wie es ist, ein Familienmitglied zu verlieren. 

Und alle, die Schweine als Nahrungsmittel ansehen, sollten sich genau diesen Text durchlesen:

 

Nun ist auch Uschi den Weg über die Regenbrücke gegangen. Das Gundelchen weint, versteht nicht und sucht verzweifelt ihre Uschi.
Das Röslein ist noch voll im Trauermodus um Herminchen, hat sie doch ihr Führungskraft verloren, Herminchen, die auf alles eine Antwort wusste, gelenkt und regiert hat, immer still und gerecht. So will das Röslein einfach nur seine Ruhe und zieht sich zurück.
Gundel läuft aufgeregt über das Gelände und dann wieder in den Stall. Das Stroh wird von links nach rechts gedreht, um Uschi zu suchen. Uschi und Gundel waren vom ersten Tag wie Magnete. Wo Uschi war, stand Gundel direkt daneben.
Uschi war so ein zauberhaftes liebes und bescheidenes Schwein. Nach den Horror Jahren im System hat Uschi sich schnell und unkompliziert Herminchen und dem Röslein untergeordnet. In gut fünf Jahren hatte sie 10 Würfe, sollte dann, aufgrund eines Mastdarmvorfalls, geschlachtet werden. Liebe Tierschützer haben sie behandeln lassen und zu mir gebracht. Uschi war noch zugeschnürt und musste 2 x täglich, den Darm manuell entleert bekommen. Die Uschi, so brav, ließ mich sofort, die für sie unangenehme Behandlung vornehmen. Nachdem sie dann noch Rotlauf bekam und sich in der ersten Rausche hier, die Hormone meldeten, die jener Bauer verwendet hat, um die Sauen, so richtig ausbeuten zu können, brach sie zusammen.
Langsam wurde sie aufgepäppelt und bildete mit Herminchen und dem Röslein ein Trio, wir gegen die Welt. Wir wollen leben.
Was liebte Uschi das Leben, die erste Suhle, sah sie mich, rannte sie freudig auf mich zu und holte mich ab. Dann, ganz plötzlich im Januar, wurde sie immer schwächer, konnte den Stall nicht mehr verlassen, der Tierarzt versuchte alles und Uschi schaffte es.
Allerdings war Uschi nicht mehr die Alte, langsam, bedächtig, aber weiterhin lieb und geduldig mit der stürmischen Gundel. Uschi hatte schwere Probleme mit dem Herz. Wohl durch die Gabe mit dem Wirkstoff PMSG, wie es im Beipackzettel steht. Aber wen interessiert das schon?
Uschi immer nett und freundlich, wollte sie der nicht so netten Sissi einen Besuch abstatten. Uschi stieg über die Stromlitze, so etwas hatte sie vorher noch nie gemacht, hätte sie es doch nie getan. Sissi griff sofort von vorne an, Uschi dreht sich abrupt, um zu flüchten, da ist etwas in ihr passiert. In Panik rannte sie weiter, um von Sissi auch noch von hinten erwischt zu werden. Uschi humpelte, es wurde immer schlimmer, natürlich wurde sie behandelt, anfangs kam sie noch aus der Hütte, dann blieb sie liegen.
In der Hoffnung Medikamente und Ruhe, bringt sie wieder auf die Beine, doch es wurde immer schlimmer. Sie verweigerte die Nahrung, das Herz machte Probleme.
Die Gundel immer dabei, ganz eng der Körperkontakt.
Uschi ist ganz ruhig eingeschlafen, Gundel immer dicht neben ihrer Uschi.
Als dann der schlimme Teil der Abholung kam, musste Gundel mit einem Treibbrett zurückgehalten werden. Ich bin dann immer feige, ertrage es nicht und gehe rein, Jalousien zu.
Uschi wurde nur sieben Jahre (geb. im Januar). Uschi lebte ein Jahr, vier Monate und einen Tag in Schweineseniorenheim, viel zu kurz.
Jetzt müssen wir schauen, wie es weitergeht. Röslein findet es nervig, dass Gundel wie eine Klette an ihr hängt, hat sie doch selbst noch genug mit der eigenen Trauer zu tun.
Würden die Menschen, welche Fleisch so lecker finden, sehen, was für Gefühle Schweine entwickeln können, vielleicht würden sie dann nachdenken. Ich bin Realist, sie tun es nicht.
Liebe Uschi, wir hatten dich sehr, sehr lieb und vermissen dich. Ganz liebe Grüße an Herminchen und alle ehemaligen Bewohner des Schweineseniorenheims. Könnten wir die Uhr doch zurückdrehen.