Unsere ersten geretteten Hennen – Einzug mit Hindernissen
Schon lange stand für uns fest: Wenn Tiere auf unserem Hof leben, dann solche, die andernorts keine Chance mehr haben. Tiere, die durch das Raster gefallen sind, deren einziges „Problem“ es ist, dass sie wirtschaftlich nicht mehr „rentabel“ sind. So entstand die Idee, ehemaligen Legehennen ein neues Zuhause zu geben – dort, wo unsere Flächen für Schweine ungeeignet sind, sollten sie scharren, picken und das Hühnerleben in Freiheit genießen.
Bevor allerdings die ersten Hennen einziehen konnten, musste ihr neues Zuhause vorbereitet werden. Ein vorhandenes Gartenhaus wurde liebevoll umgebaut und hühnergerecht ausgestattet – mit Sitzstangen, Nestern, viel frischer Einstreu und allem, was das Hühnerherz begehrt. Wir wussten, dass die nächsten größeren Rettungsaktionen von Rettet das Huhn e. V. erst für Sommer 2025 geplant waren. Eine frühere Vermittlungsaktion von Stark für Tiere e. V. in Niedersachsen im April war bereits abgeschlossen – alle verfügbaren Plätze für die Hennen waren vergeben. Also dachten wir: Gut, dann bleibt noch etwas Zeit zum Schrauben, Hämmern und Feinschliff.
Doch dann kam alles ganz anders.
Zufall oder Schicksal?
Ende März erreichte uns eine unerwartete Nachricht: Ganz in unserer Nähe, in Dornum, sollten kurzfristig Legehennen aus einem Betrieb abgegeben werden. Wir zögerten nicht lange und fragten direkt an – und tatsächlich: 9 Hennen waren noch übrig, davon 3 schon reserviert. Sechs Hennen konnten also zu uns ziehen. Der Clou: Der Abholtermin war am nächsten Tag.
Panik? Ein bisschen. Freude? Riesig!
Also: Futter besorgen, Einstreu holen, Tränken und Näpfe vorbereiten – im absoluten Turbomodus. Eine logistische Punktlandung in letzter Minute.
Die Rettungstour – oder: Das Navi hat Humor
Am 21. März war es so weit. Gegen 17 Uhr ging’s los – Transportbox ins Auto, Navi programmiert und ab nach Dornum. Mit dabei: Jörg und Sabine Kipka und Sabine Duda.
Was wir nicht eingeplant hatten: das Navigationsgerät. Es schickte uns kreuz und quer durch die ostfriesische Landschaft, vorbei an Feldwegen, falschen Abbiegungen und Verwirrung pur. Zum Glück hatte Sabine D. noch ein zweites Navi auf dem Handy – und so fanden wir schließlich doch den Hof.
Der erste Eindruck war trügerisch idyllisch: ein kleiner Hofladen, ein paar Milchkühe, Eierverkauf. Kein industrieller Legebetrieb, wie man ihn erwarten würde. Doch der Schein trog. Beim Warten auf die Landwirtin warfen wir einen Blick hinter die Kulissen: Kälberiglus. Isolierte Kuhkinder in Plastikboxen. Den Hühnerstall selbst konnten wir gar nicht einsehen – wie die Hennen dort lebten, blieb für uns verborgen.
Unsere sechs Neuen
Auf einer kleinen Wiese warteten sie bereits – unsere zukünftigen Mitbewohnerinnen. Drei braune, drei schwarze Hennen, eingepfercht in Transportboxen. Zwei von ihnen waren gezeichnet von ihrem alten Leben: eine fast nackt, kaum noch ein Federkleid am Körper. Eine andere mit einem hartnäckigen Kotring ums Bein – viel zu fest, um ihn vor Ort zu lösen.
Wir luden sie behutsam um und machten uns auf den Heimweg – mit sechs Hennen an Bord und einem Bauch voller Emotionen.
Ein erster, vorsichtiger Neuanfang
Zu Hause angekommen, bezogen die Hennen ihr neues Quartier. Die erste Nacht verlief ruhig. Nur vier von ihnen entschieden sich dafür, lieber auf dem Boden statt auf der Sitzstange zu schlafen – ein Zeichen dafür, wie fremd ihnen ein natürlicher Hühneralltag noch war. Aber das war okay. Es war der erste Schritt in ein neues Leben.
Heute heißen sie Calla, Hazel, Ruby, Lilly, Myrtle und Sienna. Jede von ihnen bringt ihre eigene Geschichte mit, ihren eigenen Charakter, ihre Eigenheiten. Und jede einzelne erinnert uns daran, warum wir das tun.
Und dann kam Omar – Hahn mit Charme und Chefqualitäten
Unsere Mädels sollten natürlich nicht allein durchs Leben gackern müssen – ein Hahn an ihrer Seite war für uns von Anfang an geplant. Und wie es manchmal so ist: Kaum war der Wunsch da, meldete sich auch schon das Universum zu Wort.
In Großheide suchte ein einsamer Ostfriesischer Möwenhahn ein neues Zuhause. Sein Name: Omar.
Sein Blick: stolz, aufmerksam – ein echter Gentleman mit Stil.
Am 22. März 2025 zog Omar bei uns ein. Und naja – sagen wir mal so: Er sorgte direkt für ein bisschen Chaos im frisch gegründeten Hühnerhaushalt. Sobald Omar draußen war, verschwanden die Hennen vorsichtshalber nach drinnen. Und wenn er rein wollte? Zack, waren sie wieder draußen. Ein zartes Verwirrspiel der ersten Begegnung.
Aber Omar ließ sich nicht entmutigen. Schon am nächsten Tag taute die Truppe auf, und der neue Herr im Hühnerstall begann, sich behutsam in die Herzen seiner Damen zu gackern.
Heute ist er aus der Gruppe nicht mehr wegzudenken: aufmerksamer Beschützer, Frühstücks-Verkünder und charmanter Verehrer – vor allem von Calla, Ruby und Sienna, die er besonders ins Herz geschlossen hat.
Mit Omar kam nicht nur Ordnung in den Hühneralltag, sondern auch ein bisschen Glamour.
Und ehrlich gesagt: So ein Hahn auf der Wiese ist ein toller Anblick.
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