Das Oink zum Sonntag (Teil 9) – Lui und der Nestbautrieb (von Kerstin Hinrichs)

Moin, hier ist wieder euer Lui.

Wir haben gestern wieder neues Stroh in unsere Hütten bekommen. So etwas regt immer den Nestbautrieb an, den alle Schweine besitzen. Da wird dann das Stroh von a nach b geschleppt und in den Hütten entstehen richtige Schlafstätten in denen wir uns “sauwohl” und behütet fühlen.

Wenn nicht genügend Stroh da ist, suchen wir frei laufenden Schweine uns auch alles andere zusammen. Langes Gras, Blätter, Äste ja sogar Plastikfolie oder Decken. Kurz alles, was man ins Maul nehmen und schleppen kann. Es beschäftigt uns und wir können warm und bequem schlafen. Meine Artgenossen, die nicht mit Stroh aufgewachsen sind lieben es zwar, aber sie arbeiten damit nicht.

Jetzt habe ich gehört, dass unseren großen Verwandten da auf Betonfußboden, ohne jegliches Stroh leben müssen. Leute das ist doch kein Leben für ein Schwein. Kein weiches Bett, keine Beschäftigung durch Stroh schleppen. Da muss Schwein ja verrückt werden. Nicht umsonst fressen diese armen Schweine sich gegenseitig die Schwänze ab. Sofern sie denn noch welche haben. Aber das Thema hat Loki ja schon erörtert.

Ich kann mir so ein Leben – hmm, kann man das überhaupt Leben nennen? – überhaupt nicht vorstellen. Das ist so was von gegen die Natur von uns Schweinen. Der Sammel- und Nestbautrieb wird komplett unterdrückt.

Warum dürfen die Menschen das tun? Ich freue mich wenigstens, dass unser Mensch uns ermöglicht warm zu schlafen und zu sammeln, was wir brauchen können.

Aber heute Abend in meinem Bett werde ich an all die großen Verwandten denken, die das nicht können und bestimmt sehr traurig sein.

Euer Lui