Nur Du allein kannst Dein Leben heilen. Dich selber heilen. Von innen heraus. Der Schmerz und das Leid, dass auch Dich ganz sicher begleitet, darf Dich nicht verzehren. Mein Schmerz saß tief im Unterbewusstsein. Der Schmerz von Negernbötel, einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein.

In den 90er Jahren habe ich dort zusammen mit einer Gruppe Tierrechtler:innen von Animal Peace zwei Ferkel aus einer Hölle befreit. Doch zwei Ferkel zu stehlen und somit zu retten, war für meine Seele nicht verkraftbar. Denn es bedeutete auch: tief in die Hölle der Schweine zu gehen. Aus erster Hand und mit eigenen Augen erleben, wie meine Lieblinge zu Millionen und Milliarden auf diesem Planeten misshandelt werden.

Ich habe diese Nacht niemals verarbeiten können. Und zerbrach Jahre danach unwissend über diese Zusammenhänge an innerlichen Schuldgefühlen. Wie konnte ich nur 1000 dieser wunderbaren Wesen zurücklassen? Sie ihrem Schicksal überlassen? Wie kann ich das nur wiedergutmachen?

Diese Fragen brodelten in meinem Unterbewusstsein, trieben mich an und letztlich in den Zusammenbruch. Meine Liebe zu Schweinen, einst stark und mich motivierend, war eine Bürde geworden. Das Leid und die Schmerzen ließen mich verzweifeln.
Und so zog ich die Reißleine. Verbannte die Schweine in die tiefsten Niederungen meines Bewusstseins. In einen ebenso dunklen Raum wie in der Hölle von Negernbötel, wo ich die Schweine zurückgelassen hatte.

Von 2005 bis 2020 vergeudete ich mein Leben. War nicht ich selber und teilweise auch eine Bürde für meine Frau. Das nicht aufgearbeitete Schuldgefühl manifestierte sich aber niemals direkt, ich musste am Ende tief graben.
Und in einer dringend notwendigen Psychotherapie führte mich meine Therapeutin in die dunklen Welten meines Unterbewusstseins.
Aber ich war es selber, der den Schmerz fand. Ich musste ihn selber finden – mich selber heilen. Es zulassen und mich nicht wehren.Und irgendwann sprach ich endlich wieder über Schweine. Sprach über den Horror und das Leid, das ich aus nächster Nähe bezeugen musste. Die Schuld, die ich fast 30 Jahre mit mir schleppte, bahnte sich ihren Weg durch Seele, Augen, Mund und Sprache.

Negernbötel – Du Höllenloch in Schleswig-Holstein. Dort liegt mein zerbrochenes Herz und die Trümmer meiner Seele. Endlich darüber zu sprechen, hat mich befreit. Und so nahm ich das Ferkel, das ich im dunklen Verschlag meiner Seele fand, mit nach oben in die physische Welt.
So konnte ich meine Liebe zu Schweinen befreien und dann das erleben, was mich für den Rest meines Lebens veränderte: Freya, Loki und Gandhi aus einer nicht ganz so furchtbaren Hölle befreien.


Die drei haben mich über die 3 Jahre, die sie nun bei uns sind, stabilisiert und sind die Engel, die mich fortan begleiten. Nur diese drei und keine anderen hätten es geschafft. Sie sind meine persönlichen Kraftspender und Felsen in der Brandung.
Wann immer der Schmerz der Welt zu viel wird, sind für mich da. Drei Schweine, drei Charaktere, drei Persönlichkeiten und drei Personen. Sie helfen mir jeden Tag. Damit der Schmerz über all die Negernbötels und Alt Tellins mich nicht wieder besiegt.


Danke, dass ich Euer Schweinepapa sein darf.