So einfach könnte die Erkenntnis sein. Und doch so schwierig. Vor Wahlen, egal ob der Bundestagswahl oder der kommenden Landtagswahl in NRW heißt es immer wieder: Tierschützer:innen und Tierrechtler:innen und ihre Vereine sollten sich politisch zurückhalten. Keine Wahlempfehlung abgeben. Überparteilich sein.
Doch warum? Denn wenn man genau hinsieht und sich auch vor Augen führt, was Politik eigentlich ist, dann ist die selbst auferlegte Zurückhaltung von Vereinen und NGOs absolut unverständlich.


„Politik bezeichnet die Strukturen, Prozesse und Inhalt zur Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens – etwa eines Staates oder einer Verwaltungseinheit – durch verbindliche und auf Macht beruhende Entscheidungen.“

Wikipedia


Die Arbeit im Tierschutz und im Tierrecht ist von Natur aus politisch. Wir arbeiten nicht für uns, sondern für die Tiere. Ihren Schutz und ihre Rechte. Wir wollen die Gesellschaft ändern. Das ist politisch durch und durch.
Warum tun wir uns dann so schwer, genau dies zu kommunizieren? Warum soll ein Vereinsvorsitzender nicht eine Wahlempfehlung abgeben dürfen? Warum müssen wir überparteilich sein? Warum ist dies „politisch korrekt“?

Für die Rechte der Schweine


Unsere Arbeit – speziell auch die von Schweineleben e. V. – möchte eines erreichen: die Schweine und Tiere vertreten, um ihnen ihre Rechte zu sichern. Dies geht nur durch Öffentlichkeitsarbeit und eine Beeinflussung des Status Quo der Gesellschaft. Und ist somit politisch.

Wir Tierfreund:innen, Tierschützer:innen, Tierrechtler:innen, Vegetarier:innen und Veganer:innen kämpfen für die Tiere. Wir geben den stimmlosen Tieren eine Stimme. Und dennoch sollen wir beim tatsächlichen Abgeben unserer Wahlstimme Zurückhaltung üben? Keine Partei empfehlen oder (die meisten) als unwählbar klassifizieren?
Und als ob diese Logik für sich genommen nicht schon widersinnig wäre und unseren Zielen widerspräche, kommt dann noch ein anderes Argument: verschenke Deine Stimme nicht!

Die verschenkte Stimme?


Bisher hat es keine wahre Partei für Tiere in den Bundestag geschafft. Wegen der Zurückhaltung der Kämpfer:innen für die Tiere. Und weil es immer wieder heißt: Die kommen nicht über die 5%-Hürde und deswegen ist meine Stimme „verschenkt“.
Und dann wählt man die immer gleichen Versager:innen und Versager, denen das Leid der Tiere eigentlich vollkommen egal ist. Egal, welcher „Couleur“ sie angehören.
Weil die eben in den Bundestag oder Landtag kommen und man sich als Wähler:in dann auf die Schulter klopfen kann und sagt „Meine Stimme ist im Landtag vertreten“.
Ja, vertreten ist sie. Aber sie ist nicht Deine. Denn Du hast nicht aus Überzeugung gewählt. Sondern aus Eigennutz. Um das „gute Gefühl“ zu haben, dass Du „kleines Licht“ richtig gehandelt hast. Was diese Partei mit Deiner Stimme anstellt, ist dann offensichtlich Nebensache.
Man stelle sich vor, alle Tierschützer:innen und Tierrechtler:innen und Veganer:innen würden ihre Arbeit für die Tiere davon abhängig machen, dass sie tatsächlich „gehört“ werden. Und schnellstens in die Köpfe der Menschen gelangen.
Wir alle hätten den Kopf längst in den Sand gesteckt und aufgegeben. So wie auch Du aufgibst, wenn Du aus Angst eine Partei wählst, die es aber dann wenigstens in den Landtag schafft.

Tierschutz wählen!

Mit dieser Denkweise schadet sich die Bewegung für die Tiere immer nur selber. Wenn Du es Ernst meinst mit dem Tierschutz und Tierrecht, dann kannst Du nicht die Parteien wählen, die den Status Quo der Tierausnutzung weiter fördern. Du musst Deine Stimme nicht nur erheben, Du musst sie auch am Wahltag ausnutzen. Für die Tiere. Habe den Mut dazu. Egal, ob diese Partei es in den Landtag schafft. Denn jede Stimme zählt. Auch unterhalb der 5%-Hürde. Und wenn das genügend Leute tun, dann hat diese Partei auf einmal eine Chance. Wie seinerzeit die Grünen. Wie haben die das nur damals geschafft?
Die Tiere haben es schon verdammt lange verdient, eine Stimme im Bund und in einem Bundesland zu erhalten. Es ist längst überfällig.
Und wenn Du sagst: Die Tierpartei A kann ich nicht wählen, weil dort der Mensch B drin ist oder war und der hat mal X gesagt oder Z getan. Dann setze diese Maßstäbe auch bei allen anderen Parteien an. Die sind dann auch unwählbar. Für immer. Wir alle sind nur Menschen und Menschen sind fehlbar. Nur die Tiere, die scheitern niemals daran, alles zu geben: ihre Liebe.
Wenn Dir diese Partei unwählbar erscheint oder eine andere Tierpartei ebenso: dann trete in die Partei ein und ändere sie von unten. Habe den Mut. Tritt nicht auf der Stelle. Gehe voran. Es ist Zeit, dass die Tiere endlich eine echte Fürsprecher:innen-Partei bekommen.
Zeitenwende fängt am Wahltag an. Ich habe gewählt in NRW. Für die Tiere. Denn ihr Schutz und ihre Rechte sind mir die wichtigsten Themen.

Tierschutz ist also durch und durch politisch. So einfach ist das. Und doch in Deutschland so schwierig.
Gib Deine Stimme den Tieren. Ohne Angst und falsche Zurückhaltung. Dafür mit Mut.