Europäische Schweinepest -ESP

(Klassische Schweinepest – KSP)

In Europa wurde die klassische Schweinepest (KSP) oder auch europäische Schweinepest (ESP) bei Hausschweinen zuletzt am 22.06.2014 in Lettland in einer Hinterhofhaltung an der Grenze zu Weißrussland nachgewiesen. Im selben Gebiet wurde der letzte Ausbruch von KSP bei Wildschweinen am 26.03.2015 festgestellt.

Aktuell kommt die KSP in einigen asiatischen und südamerikanischen Ländern vor.

Der letzte Ausbruch von KSP in Deutschland ereignete sich im Juli 2009 bei Wildschweinen in NRW. Die KSP bei Hausschweinen wurde in Deutschland letztmalig im Mai 2006 in einem Mastschweine-Bestand in NRW festgestellt.

Der Status “Frei von klassischer Schweinepest” wurde für Deutschland von der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) in Paris anerkannt.

Wildschweine genauso wie Hausschweine können an der klassischen Schweinepest erkranken. Sie ist der afrikanischen Schweinepest sehr ähnlich.

Für den Menschen und andere Haustierarten ist die Klassische Schweinepest nicht gefährlich.

 

 

 

 

 

Das Auffinden von mit dem KSP-Virus infizierten Wild- und Hausschweine ist meldepflichtig. Alle Funde müssen dem TierSeuchenInformationSystem (TSIS) des Friedrich-Löffler-Instituts gemeldet werden.

Was ist die Klassische Schweinepest?

Bereits seit 1833 als Infektionskrankheit bekannt. Diese Virusinfektion tritt mit Ausnahme Nordamerikas, Australiens, Neuseelands und Teilen von Europa und Südamerikas weltweit auf.

Verursacht wird die Viruserkrankung durch ein einzelsträngiges, behülltes (RNA)-Virus aus der Familie der Flaviviridae, Gattung Pestivirus.
Diese fieberhafte, hoch ansteckende Allgemeinerkrankung der Wild- und Hausschweine verläuft seuchenhaft, mit einer hohen Erkrankungsrate (Morbidität) und hoher Sterblichkeit (Letalität).

Die Krankheit ist von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) abzugrenzen, die durch Viren der Familie Asfarviridae hervorgerufen wird.

Es ist keine Erkrankung, die auf Menschen oder andere Haustierarten übergeht, d. h. es ist keine Zoonose.

Bache mit Frischling
Frischlinge auf Spaltenböden
Hausschwein
Wildschweingruppe

Wie erkenne ich die Klassische Schweinepest?

Wie die ASP, ist die klassische Schweinepest anzeigepflichtig. Bei auffälligen Symptomen sollte immer der zuständige Tierarzt hinzugezogen werden.

Die KSP kann nicht von der ASP anhand direkt erkennbarer Symptome und Beschwerden unterschieden werden. Nur durch eine Laboruntersuchung ist dies möglich. Vor allem, weil auch andere Erkrankungen mit ähnlichen Krankheitsbildern möglich sind und ausgeschlossen werden müssen. Bei unklarem Krankheitsgeschehen sollte deshalb unbedingt frühzeitig eine Ausschluss-Diagnostik Schweinepest durchgeführt werden! Egal ob sich um einen Schweinebetrieb oder private Schweinehaltung handelt.

Die Erreger der Bovinen Virusdiarrhoe (BVD) und der Border Disease (BD) der Schafe gehören ebenfalls in die
Gattung “Pestivirus”. Durch die Antigenverwandtschaft zum Erreger der KSP, kann es zu serologischen
Kreuzreaktionen kommen.

 

Wie wird die klassische Schweinepest übertragen?

Bereits im Mutterleib können sich die Feten über die Sau mit dem KSP-Erreger infizieren.
Kommt es zur Infektion tragender Sauen, so infiziert das Virus ebenfalls die Feten in der Gebärmutter. Während die Sauen selbst häufig nur schwache klinische Symptome zeigen, führt eine Infektion in Abhängigkeit vom Stadium der Trächtigkeit zur Resorption oder Mumifizierung der Früchte, zu Aborten oder aber zur Geburt lebensschwacher Ferkel.
Vor dem 90. Tag der Trächtigkeit Bei Feten, die sich vor dem 90. Tag der Trächtigkeit über die Mutter infizieren, besteht die Gefahr, dass persistent infizierte Ferkel geboren werden. Zum Zeitpunkt der Geburt erscheint sie gesund zu sein und überleben mehrere Monate.
Diese Ferkel scheiden jedoch permanent den KSP-Virus aus und können auf diese Weise eine Infektionsquelle darstellen.

Grundsätzlich geschieht die Übertragung durch direkten Kontakt von Tier zu Tier (z. B. im Stall, auf Transporten/
Viehsammelstellen/Viehmärkten sowie bei offenen Haltungsformen auch durch Kontakt von Wildschwein zu
Hausschweinen oder umgekehrt).

Eine indirekte Ansteckung ist ebenfalls möglich über mit dem Virus behaftete Kleidung, Futtermittel, Schlacht-/Speiseabfälle, Gülle/Mist oder sonstige Gerätschaften und Fahrzeuge möglich.
Das Virus ist in Blut und Geweben der infizierten Tiere vorhanden und wird mit allen Sekreten und Exkreten (z. B. Speichel, Urin, Kot, Sperma) ausgeschieden.

Ferkel in der Gruppe

Wie der ASP-Erreger ist der Erreger der klassischen Schweinepest recht widerstandsfähig und bleibt z.B. in Kot und Gülle bei moderaten Außentemperaturen für einige Tage bis Wochen infektiös.

Der Virus hält sich über Monate in nicht erhitzten Fleischprodukten, wie z. B. Schinken. In tiefgekühltem Fleisch/Fleischprodukten sogar für Jahre.

Gefleckte Schweine liegend
Ferkel kuscheln

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Einblutungen an den Ohren eines Hausschweines

Einblutungen an den Ohren eines Hausschweines
Foto oben: © friedrich-loeffler-institut

Zwei Minischweine

Krankheitsbild der KSP/ESP

Das Krankheitsbild der klassischen Schweinepest ist extrem variabel.
Jüngere Tiere erkranken in der Regel stärker als ältere oder erwachsene Tiere. Bei Sauen und Ebern sind oft nur sehr mild ausgeprägte, vorübergehende Krankheitserscheinungen zu beobachten, während bei Ferkeln häufig eine hohe Todesrate zu verzeichnen ist. Der Zeitraum von der Infektion bis zum Auftreten von Krankheitssymptomen (Inkubationszeit) beträgt in der Regel einige Tage, selten mehr als eine Woche.
Die Inkubationszeit der akuten KSP beträgt nach natürlicher Infektion 3-8 (12) Tage, bei chronischer und atypischer KSP 3-4 Wochen.

Krankheitsverlauf:

  • hohes Fieber >41°C
  • reduzierte Futteraufnahme / Fressunlust
  • Allgemeine Schwäche / Apathie
  • Schweine liegen viel
  • respiratorische Symptome (Husten, Lungenentzündung)
  • gastrointestinale Symptome (Durchfall),
  • Bindehautentzündung
  • Unsicherer Gang und Schläfrigkeit ab 8. Tag
  • Hautverfärbungen vor allem bei Hausschweinen, insbesondere bei Erregung (Einblutungen an den Ohren) können auftreten, können aber auch fehlen
  • Neurologische Symptome wie Zuckungen, Krämpfe oder schwankender Gang (Ataxie)
  • Bei Sauen: Furchtbarkeitsstörungen, Umrauschen, Aborte
  • Todesrate nahezu 100 % abhängig vom Alter und Virustyp

 

Es gibt noch eine chronische Verlaufsform der KSP, die häufig dann auftritt, wenn das Immunsystem der Schweine geschwächt ist. Sie beginnt mit den oben beschriebenen Symptomen des akuten Verlaufs.

Erkrankte Tiere erholen sich jedoch nicht, sondern zeigen anschließend weniger intensive, meistens unspezifische Krankheitssymptome (deutliche Entwicklungsrückstände
und kümmern) bis zu ihrem Tod. Die pathologisch-anatomischen Veränderungen ähneln denen der akuten Verlaufsform, sind jedoch weniger deutlich ausgeprägt.

Eine weitere Form verläuft subklinisch mit eher verlängertem und mildem, oft auch symptomlosem Krankheitsverlauf. Das Virus befindet sich im Blut der Schweine und kann von den Tieren ausgeschiedenen werden. 

zwei Wildschweine liegend
Sau und Ferkel
Drei Minischweine

Was tun gegen die klassische Schweinepest?

Kommt es zu einem Ausbruch der KSP, ist eine Behandlung der Schweine verboten. Die Schweine eines infizierten Betriebes werden getötet. Wie bei der ASP werden Restriktionszonen um den Seuchenbetrieb festgelegt. Innerhalb dieser Sperrgebiete ist z. B. das Verbringen der Schweine an einen anderen Ort verboten.

Vor allem sollte die Einschleppung und Verbreitung der KSP verhindert werden. Die Einhaltung strikter Hygiene-Maßnahmen spielen dabei eine große Rolle.

 

  • Speiseabfälle oder Essensreste dürfen grundsätzlich nicht an Schweine (Haus- und Wildschweine) verfüttert
    werden!
  • Insbesondere von unkontrolliert aus dem Ausland eingeführten Fleisch- und Wursterzeugnissen geht
    ein erhöhtes Risiko aus.
  • Generell muss auf eine gute allgemeine Betriebs- bzw. Stallhygiene geachtet werden!
  • Der direkte oder indirekte Kontakt von Hausschweinen zu Wildschweinen muss unbedingt vermieden werden.
  • Auslauf- und Freilandhaltungen sind hier besonders gefährdet, aber auch konventionelle Betriebe müssen geeignete Vorsichtsmaßnahmen ergreifen (z. B. wildschweinsichere Umzäunung des Geländes; unzugängliche Lagerung von Futtermitteln und Einstreu)
  • Jäger, die auch selbst Schweine halten oder anderweitig Kontakt zu Schweinen haben, müssen besondere Vorsicht walten lassen.
  • Auch Hobbyhalter von Schweinen sollten sich der Problematik bewusst werden und entsprechende
    Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.