Zwei Wildschweine

Schweinepest

Zwei Varianten der Schweinepest bedrohen die Schweinebestände in Europa:

Die europäische oder klassische Schweinepest (ESP oder KSP) und afrikanische Schweinepest (ASP). Wir informieren über Erkennung, Krankheitsverlauf, Meldepflicht und über die Maßnahmen zur Bekämpfung der afrikanischen Schweinepest.

Ursprung der ASP

Das Virus der Gattung Asfivirus wird in Afrika von den Warzenschweinen und Buschschweinen über die Lederzecke (O. moubata) in die Hausschweinebestände eingeschleppt. Die Erkrankung wird auch African swine fever oder Pestis Africana Suum genannt.

Während das Warzenschwein durch ein bestimmtes Gen (RELA), was ein Defekt des Immunsystems hervorruft, nicht an der Schweinepest stirbt, ist es für unsere Hausschweine immer tödlich.

Doch wieso ist das so? Unsere Hausschweine besitzen dieses Gen nicht. Die Immunantwort des Warzenschweines auf den Virus ist durch die Mutation gedämpft und die überschießende Reaktion mit hohem Fieber auf eine ASP-Infektion tritt nicht ein. Sie erkranken zwar ebenfalls, aber die Krankheit verläuft deutlich milder.

Herausgefunden haben das Forscher aus Schottland. Professor Bruce Whitelaw und sein Team am Roslin Institut konnten das RELA-Gen identifizieren. Es werden mit diesem Genom Experimente an Hausschweinen in Edinburgh / Schottland durchgeführt.

Verbreitung der afrikanischen Schweinepest

Begriffserklärung: endemisch

Als „endemisch“ werden beispielsweise Krankheiten bezeichnet, die dauerhaft gehäuft in einer begrenzten Region oder einer Population vorkommen. Den Sprung zum italienischen Festland und andere Länder hat das Virus nicht geschafft.

Von Afrika nach Europa

Durch den weltweiten Handel, Tiertransport und Reiseverkehr war es nur eine Frage der Zeit, wann der ASP-Virus nach Europa gelangt.

Die Tierseuche war ursprünglich in Afrika beheimatet. Erstaunlich ist, dass der Virus bereits seit 40 Jahren auf der iberischen Halbinsel und Sardinien / Italien eine Rolle spielt. Die ASP, die ursprünglich im Jahr 1987 durch Speiseabfällen in Schweinebestände auf Sardinien gelangt war, ist inzwischen durch eine naturnahe Schweinehaltung und den ständigen Kontakt mit Wildschweinen auf der Insel endemisch geworden.  

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft  (BMEL) gibt an, dass im Jahr 2007 der ASP-Erreger über den Schwarzmeerhafen Poti in Georgien nach Europa eingeschleppt worden ist.
In Georgien werden die Schweine traditionell halbwild gehalten und haben somit Zugang zu Deponien und Abfallsammelstellen. Daher verbreitete sich die Erkrankung ost- und nordwärts aus, immer entlang der Hauptverkehrswege.

Als Ursache wird die illegale Entsorgung von Speiseabfällen, die den Erreger enthielten, von internationalen Schiffen vermutet. Von dort aus breitete es sich auf Trans-Kaukasische Länder wie Russland, Weißrussland und die Ukraine aus. 

Daten der Fundorte – ein Überblick

Das Auffinden von mit dem ASP-Virus infizierten Wild- und Hausschweine ist meldepflichtig. Alle Funde müssen dem TierSeuchenInformationSystem (TSIS) des Friedrich-Löffler-Instituts gemeldet werden.

Totes Wildschwein auf dem Feld

Ausbruchsgeschehen der Afrikanischen Schweinepest:

1921 erstmals in Kenia beschrieben (Eintrag von Hausschweinen durch die Kolonisten)
1957 erstmals außerhalb von Afrika in Portugal, später Spanien, Frankreich, Italien, Malta, Belgien und den Niederlanden
1978 Sardinien – inzwischen ist die Erkrankung endemisch.
Auf Sardinen sind über 90 % der Schweinehaltungen nicht kommerziell (teilweise halbwilde „Weideschweine“) und spielen für den Handel keine Rolle
06/2007 aus Afrika nach Georgien, Armenien, Aserbaidschan
2008 Verbreitung in der Transkaukasischen Region bis nach Russland
2014 Von Russland erreichte das Virus die EU
01/2014 Litauen
02/2014 Polen
06-09/2014 Lettland und Estland
Weitere Länder:
Bulgarien, Moldawien, Rumänien, Serbien, die Slowakei, die Ukraine, Ungarn
08/2018 Virus in der größten Schweinezuchtanlage Chinas und weitere asiatische Gebiete
2019 Slowakei, Serbien, Mongolei, Vietnam, Kambodscha, Nordkorea, Myanmar, Südkorea, Philippinen, Ost-Timor, Indonesien und Laos
09/2020 ASP in Deutschland entlang der polnischen Grenze in Brandenburg und Sachsen, aber auch Papua-Neuguinea
10.09.2020 Wildschwein-Kadaver im Landkreis Spree-Neiße
04.01.2021 Wildschwein-Kadaver im Landkreis Spree-Neiße
18.02.2021 Wildschwein im Landkreis Dahme-Spreewald
04.03.2021 Wildschwein nördlich der Stadt Frankfurt an der Oder /Brandenburg
15.07.2021 erstmals bei Hausschweinen (2 Bestände) im Landreis Spree-Neiße und im Landreis Märkisch-Oderland (in Brandenburg) nachgewiesen.
Im Juli dieses Jahres wurde in Deutschland die Afrikanische Schweinepest erstmals auch bei Hausschweinen in Nutzbeständen nachgewiesen. Labore haben das Virus bei einem Bio-Betrieb im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße mit rund 200 Schweinen sowie bei einem Kleinsthalter mit zwei Tieren im Landkreis Märkisch-Oderland im selben Bundesland nachgewiesen.
19.07.2021 Weiterer Nachweis des ASP-Virus in einem Hausschweinbestand in Landkreis Märkisch-Oderland/Brandenburg (Kleinstbetrieb mit 4 Mastschweinen)
Erstmals ist die ASP in drei Hausschweinbeständen nachgewiesen worden. Betroffen sind ein Ökobetrieb mit rund 300 Zucht- und Mastschweinen im Landkreis Spree-Neiße sowie zwei Kleinsthaltungen mit zwei bzw. vier Schweinen im Landkreis Märkisch-Oderland. Alle Bestände wurden sofort durch die zuständigen Veterinärämter gesperrt und die notwendigen Maßnahmen eingeleitet.
29.07.2021 Wildschwein im Landkreis Barnim / Brandenburg
11/2021 Hausschweinebestand in Mecklenburg-Vorpommern.
Zuvor hatte das Landes-Agrarministerium mitgeteilt, dass in einer Schweinemastanlage mit mehreren Tausend Tieren im Landkreis Rostock mehrere Tiere verendet seien, und ein Test habe den Verdacht ergeben, dass sie mit dem ASP-Erreger infiziert gewesen sein könnten.
24.11.2021 Wildschweinebestand im Landkreis Ludwigslust-Parchim
01/2022 Italien (Piemont und Ligurien)
03/2022 Wildschweine in Görlitz, Bautzen, Uckermark
04/2022 Wildschweine in Märkisch-Oderland, Ludwigslust-Parchim, Spree-Neiße, Uckermark
2023 Wildschweine jeden Alters vor allem in Sachsen und Brandenburg in den Kreisen Spree-Neiße, Görlitz und Bautzen
06.09.2023  September 2023 wurde in Schweden erstmals die Afrikanische Schweinepest beim Wildschwein festgestellt. Bis zum 28.09.2023 wurden in dem Waldgebiet 200 km nordwestlich von Stockholm 46 Kadaver positiv auf das ASP-Virus untersucht.
Juni 2023 In Kroatien und Bosnien-Herzegowina wurden erstmals Ausbrüche der Afrikanischen Schweinepest bei gehaltenen Schweinen amtlich festgestellt. Seitdem entwickelt sich das Seuchengeschehen besonders im Dreiländereck mit Serbien sehr dynamisch. Insgesamt wurden in, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien seit Beginn des Jahres über 2800 Ausbrüche der ASP in Schweinehaltungen festgestellt.

 

Zusätzliche Informationen:

Ausbrüche in Tschechien und Belgien konnten erfolgreich bekämpft werden.
Ein seit der erstmaligen Feststellung der ASP bei Wildschweinen im Juni 2017 in Tschechien aufgetretenes ASP-Geschehen, konnte durch die Ergreifung intensiver Maßnahmen eingedämmt werden, sodass Tschechien im Oktober 2018 in Bezug auf Vorgaben der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) das ASP-Ausbruchsgeschehen für erloschen erklärt hat. Seit Februar 2019 gilt Tschechien auch gemäß der EU-Regularien wieder als frei von ASP.

In der belgischen Provinz Luxemburg – im Dreiländereck Frankreich-Luxemburg-Belgien, etwa 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt – wurde am 13. September 2018 ASP bei tot aufgefundenen Wildschweinen festgestellt. Restriktionszonen wurden eingerichtet und unter anderem Wildzäune zur Abgrenzung des Geschehens – welches allein die Wildschweinepopulation betrifft – errichtet. Auch Belgien gilt inzwischen wieder als frei von ASP.

Auf dem amerikanischen Kontinent waren in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts Cuba, Brasilien, die Dominikanische Republik und Haiti betroffen, auch hier wurde die Erkrankung erfolgreich bekämpft.

Nachweise des ASP-Virus bei Wildschweinen in bisher freien Gebieten in Italien (Piemont und Ligurien) aus dem Januar 2022 deuten auf einen punktförmigen Eintrag des Erregers hin. Der nachgewiesene Serotyp entspricht – anders als der seit Jahren in Sardinien endemisch vorhandene Erreger – dem derzeit in Osteuropa vorkommenden Serotyp. Entsprechende Maßnahmen wie z. B. die Einrichtung von Sperrzonen um die Kadaverfundorte und epidemiologische Ermittlungen – auch mit Unterstützung durch Experten der EU-Kommission – wurden umgehend veranlasst. Es gibt derzeit noch keine konkreten Hinweise auf die Einschleppungsursache.

Ferkel kuscheln

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Begriffserklärung: Real time PCR Test

PCR steht für den englischen Begriff “Polymerase chain reaction”, zu Deutsch “Polymerase-Kettenreaktion”. Mit der Real-Time PCR – wie auch mit der herkömmlichen PCR – wird die Erbsubstanz (DNS oder RNS, Ribonukleinsäure) eines bestimmten Erregers ganz gezielt nachgewiesen.

 

Einblutungen an den Ohren eines Hausschweines

Einblutungen an den Ohren eines Hausschweines
Foto: © friedrich-loeffler-institut

Krankheitsbild der ASP

Nach einer Inkubationszeit von 4 Tagen zeigen sich schwere, unspezifische Symptome:

 

  • hohes Fieber >41°C (ab dem 3. – 4. Tag)
  • reduzierte Futteraufnahme / Fressunlust
  • Abmagerung (ab 5. Tag)
  • Schwäche / Apathie
  • verringerte Fluchtbereitschaft
  • respiratorische Symptome (Lungenentzündung)
  • gastrointestinale Symptome (Durchfall),
  • Ausfluss aus Nase und Augen (Bindehautentzündung)
  • Unsicherer Gang und Schläfrigkeit ab 8. Tag
  • Hautverfärbungen vor allem bei Hausschweinen, insbesondere bei Erregung (Einblutungen an den Ohren)
  • Orientierungslosigkeit, Bewegungsstörungen
  • Tod tritt nach 6 – 10 Tagen ein, Todesrate nahezu 100 % in allen Altersgruppen

 

Es werden auch vorübergehende Infektionen mit sehr geringen Symptomen beschrieben. Die Erbinformation des Virus lässt sich noch mehrere Monate im Blut von genesenden Schweinen nachweisen.

Als Asfarviridae bezeichnet man eine Familie von Viren, deren Mitglieder vornehmlich Schweine infizieren und die Afrikanische Schweinepest verursachen. In der Familie existiert nur eine einzige Gattung: Asfivirus (ASFV).

Der Name dieses Virus ist ein Akronym: African swine fever and related viruses.

Dieses Virus ist in Blut und Gewebe von erkrankten Tieren zu finden. In Blut bleibt die Ansteckungsfähigkeit 4 Monate erhalten, in Schinken 6 Monate und in gekühltem Fleisch bis zu 6 Jahren.

 

Nachgewiesen wird der Erreger mittels real-time PCR oder durch Virusanzucht auf Nährböden (Makrophagenkulturen). Bei akuten Infektionen werden speziell angereicherte Blutproben (EDTA-Ethylendiamintetraazetat) entnommen. Organproben werden vor allem von Mandeln (Tonsille), Lymphknoten, Lunge und Milz gewonnen.

Antikörper werden aus Serum nachgewiesen.

 

Wie wird die ASP übertragen?

Das ASP-Virus kann sowohl direkt über Tierkontakte, als auch indirekt über Krankheitsüberträger, sog. Vektoren übertragen. In Afrika wird das Virus von Warzenschweinn über die Lederzecke (O. moubata) verbreitet.
Die Zecken haben in mitteleuropäischen Ländern so gut wie keine Bedeutung. 

In Europa ist also die Ansteckungsgefahr für die Schweine der direkte Kontakt mit infizierten, auch toten, Artgenossen.  

Der Kontakt mit Blut ist allerdings die effizienteste Methode der Ansteckung, weil hier eine hohe Virenanzahl vorhanden ist. Ohne Blutkontakt hält sich die Ansteckungsrate in Grenzen, ein explosionsartiger Ausbruch ist nicht zu erwarten. 
Die Krankheit kann durch mit Speichel oder mit Blut benetzte Gegenstände oder Nahrungsmittel übertragen werden.
Eine weitere Infektionsquelle ist die Fütterung von Speiseresten mit infizierten Fleisch. Im Hausschweinebestand ist die Verfütterung von Speiseresten tierischer Herkunft schon lange verboten. Aber die Wildschweine können sich an Essensresten, die achtlos im Wald oder auf dem Feld, auf Autobahnrastplätzen nahe am Wald weggeworfen wurden, infizieren. Denn auch in totem Schweine-Gewebe bleiben die Erreger der Afrikanischen Schweinepest monatelang aktiv.

Totes Wildschwein auf dem Feld

Die Afrikanische Schweinepest ist keine Zoonose, d. h. sie wird nicht auf den Menschen übertragen.

Menschen können sich weder durch den Kontakt mit Tieren, noch durch den Konsum von tierischen Produkten infizieren. Der Erreger ist für Menschen ungefährlich. Auch andere Tierarten können nicht erkranken.

Übertragungsweg:
direkter Kontakt zwischen gesunden mit infizierten Schweinen, oder verendeten Schweinen über Sekrete, Blut oder Sperma

Aufnahme infizierter Speisereste durch das Wildschwein oder in Hausschweinebeständen über kontaminierte Futtermittel

Durch Gegenstände, die mit infektiösem Material (Blut, Speichel etc.) in Berührung gekommen sind.

Maßnahmen zur Bekämpfung der Schweinepest

Zwei Wildschweine

Um die afrikanische Schweinepest zu bekämpfen, werden eine Vielzahl von Maßnahmen auf kommunaler Ebene sowie auf Länder- und Bundesebene getroffen. Unterstützt durch das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Jena.

Wir haben die Maßnahmen in einem ausführlichen Artikel zusammengestellt.