Handaufzucht von Ferkeln und Frischlingen

Handaufzucht von Ferkeln / Frischlingen – Geburt bis zur 2. Lebenswoche

Schweinebabys brauchen Milch. Am besten Muttermilch. Für Ferkel sind Immunglobuline, insbesondere Immunglobulin G (IgG), aus dem Kolostrum der Sau entscheidend für die passive Immunisierung. Die Ferkel sind nicht in der Lage, im Mutterleib Immunglobuline zu erhalten, daher ist eine ausreichende Kolostrumaufnahme in den ersten Stunden nach der Geburt unerlässlich. Diese Milch wird von der Sau nur 24 Stunden lang erzeugt. Ein Ferkel sollte mindestens 160–170 g Kolostrum pro kg Körpergewicht aufnehmen, um optimal geschützt zu sein.

Sollte also ein Ferkel/Frischling direkt nach der Geburt gefunden oder versorgt werden müssen, kann man ein Kolostrum-Ersatz verabreichen, dieser wird meist aus der Biestmilch von Mutterkühen hergestellt. Schweine- oder Kuhlandwirt:in können ggf. gefrorene Biestmilch abgeben. Falls die Möglichkeit besteht, dort mal anfragen.

Wenn man vorbereitet ist, neugeborene Waisen aufzunehmen, kann man vorher beim Landhandel in der Nähe oder online den Kolostrumersatz (überwiegend in eingefrorener Form) oder für später auch Ferkelmilch bestellen. Bedenkt, dass die Lieferung ein paar Tage dauern kann.

Ist das Schweinekind schon älter aber noch unter 2 Wochen kann man mit Ferkelmilch füttern. Wichtig ist der Fettgehalt. Sauenmilch hat ca. 6 – 7 % Fettgehalt. Zu viel Fett könnte Durchfall verursachen, zu wenig die Entwicklung stören. Wenn bekannt ist, dass keine Biestmilch aufgenommen wurde, kann man die Milch mit Immunglobinen ergänzen, um das Immunsystem zu stärken. Bitte fragte Euren Tierarzt!

Eine Alternative zu Ferkelmilch wären:

  • Hundemilch (ca. 9 % Fettgehalt). Gerade dann, wenn eine gewisse Zeit überbrückt werden muss, falls keine Ferkelmilch zur Hand ist
  • Humanmilch, die z. B. mit 1 Teelöffel Rapsöl oder anderem hochwertigem Öl (kein Sonnenblumenöl!) ergänzt werden muss, weil der Fettgehalt mit 3 – 4,5 % sehr niedrig ist.

Mit einer Saugflasche (z. B. von Katzen) wird die Milch auf Körpertemperatur (beim Schwein 38 – 40 Grad) erhitzt. Das Schweinekind soll saugen, daher achtet darauf, dass die Saugöffnung nicht zu groß ist. Ist die Öffnung zu groß und das Ferkel/Frischling verschluckt sich und ein Teil der Milch landet in den Lungen, dann kann es erhebliche Komplikationen geben. Mit einer Lungenentzündung ist nicht zu spaßen und meist endet dies mit dem Tod des Ferkels.

Die Futterintervalle sind zu Beginn sehr eng. Jede Stunde (auch Nachts!) und soviel, wie das Ferkel/Frischling fressen kann und will. Warum wir keine Angaben zur Menge machen, hat den Hintergrund, dass es ohnehin schwierig ist, genug Milch in das junge Schwein zu bekommen. Das Ferkel braucht all die Energie, die es bekommen kann.
Später kann die Fütterung auf 3 Std. ausgedehnt werden.

Noch ein Hinweis zur Milch:
Immer frisch zubereiten. Entstehen Gärungsprozesse bei Milchresten, die noch verfüttert werden, kann es zu Durchfall kommen.

 

Geburtsgewichte

  • Minischwein ca. 300 g
  • Wildschweinfrischling zwischen 500 – 1000 g
  • Hausschweinferkel zwischen 1000 – 1400 g
Ferkel im Nest brauchen Wärme

 

Exkurs: Antikörper

Immunglobuline bei Schweinen spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem und sind in verschiedenen Klassen wie IgG, IgM und IgA vorhanden. Sie werden von Plasmazellen gebildet und sind entscheidend für die Abwehr gegen Krankheitserreger.

Erläuterung der Immunglobuline beim Schwein:

  • IgG: Dies ist die am häufigsten vorkommende Immunglobulinklasse im Schwein, die systemischen Schutz bietet.
  • IgM ist die erste Immunglobulinklasse, die bei einer primären Immunantwort gebildet wird, und spielt eine wichtige Rolle bei der Aktivierung des Komplementsystems.
  • IgA ist die vorherrschende Immunglobulinklasse in Sekreten wie Kolostrum und Milch, wodurch sie lokalen Schutz an Schleimhäuten bietet.
  • IgE ist an Allergie- und Parasitenreaktionen beteiligt.
  • Die Existenz von IgD beim Schwein ist umstritten.

Rolle der Immunglobuline

Systemischer Schutz:
IgG bietet einen systemischen Schutz, der durch den Blutkreislauf verteilt wird.

Lokaler Schutz:
IgA bietet lokalen Schutz an Schleimhäuten, was für den Verdauungstrakt wichtig ist.

Aktuelle Forschung:
Es gibt viel Forschungsarbeit, um die Rolle von Immunglobulinen beim Schwein besser zu verstehen, insbesondere in Bezug auf die Entwicklung von Impfstoffen und Therapien gegen bestimmte Krankheiten.
Beispiel: Das Kolostrum der Sau enthält Immunglobuline, die an das Ferkel übertragen werden und es vor Infektionen schützen, da sie die Plazentaschranke nicht passieren können.
Immunglobuline sind ein wesentlicher Teil des Immunsystems beim Schwein und spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern und der Aufrechterhaltung der Gesundheit.

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