Handaufzucht von Ferkeln und Frischlingen

Kritische Phase: 2. bis 3. Lebenswoche

In der zweiten und dritten Lebenswoche sind Ferkel besonders anfällig für gesundheitliche Probleme – nicht ohne Grund erreichen uns in dieser Zeit die meisten Anfragen. Das liegt vor allem daran, dass das Immunsystem jetzt weitgehend auf sich allein gestellt ist: Die schützenden Antikörper aus dem Kolostrum der Muttersau nehmen langsam ab.

Auch die Futterumstellung beginnt in dieser Zeit:
Ganz nach dem natürlichen Vorbild, denn ab dem 10. Lebenstag beginnen auch Wildschweinfrischlinge feste Nahrung zu erkunden, erfolgt langsam die Umstellung von reiner Ferkelmilch auf breiige Beikost wie Früh- oder Ferkelstarter. Die sollten in der 3. – 4. Lebenswoche dann mit Ferkelstarter ohne Ferkelmilch versorgt werden. Eine weitere Futterumstellung erfolgt dann erst im Alter von 3 Monaten.

Ferkelgesundheit in der 2. und 3. Lebenswoche

Besonders anfällig sind jetzt die Atemwege. Die Lunge ist noch sehr empfindlich, weshalb es in diesem Alter schnell zu Infektionen kommen kann. Deshalb ist es wichtig, Ferkel immer warmzuhalten (z. B. mit Wärmelampe oder -flasche) und vor Zugluft zu schützen. Die normale Körpertemperatur eines Ferkels bzw. Frischlings liegt bei 39–40 °C.

Die Futterumstellung kann Durchfall verursachen. Neben Infektionen ist dies die häufigste Ursache, mit der man bei der Waisenaufzucht zu kämpfen hat und die im schlimmsten Fall zum Tode des Ferkels oder Frischlings führen kann.

Durchfall – was tun?
Bei der Futterumstellung oder durch andere Ursachen kann es zu Durchfall kommen. Wichtig: Durchfall sollte niemals länger als zwei Tage unbehandelt bleiben! Bitte kontaktiert bei den ersten Anzeichen immer einen Tierarzt.

Hilfreiche Sofortmaßnahmen:

  • Kohlekompretten (z. B. medizinische Aktivkohle oder „DiaDog“ für Hunde).
  • Elektrolytlösungen, um Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

Achtung:

Bei starkem oder anhaltendem Durchfall sollte immer eine Kotprobe untersucht werden – so können bakterielle oder virale Ursachen erkannt und gezielt behandelt werden (z. B. mit Antibiotika).

Mögliche Ursachen für Durchfall:

Bakterien:

  • E. coli: Verschiedene Stämme können besonders bei Saugferkeln zu Problemen führen.
  • Clostridium perfringens (Typ C): Verursacht schaumigen oder blutigen Durchfall, teils schon kurz nach der Geburt.

Viren:

  • Rotaviren: Häufig bei Absatzferkeln.

Parasiten:

  • Kokzidien oder Isospora suis: Besonders zwischen dem 5. und 15. Lebenstag verbreitet.

 

Weitere Ursachen:

  • Ungeeignetes oder unhygienisches Futter.
  • Zu wenig oder kein Kolostrum.
  • Schlechte (Stall)Hygiene oder verunreinigte Umgebung.

Symptome:

  • Wässriger, gelblich bis pastöser Durchfall
  • Austrocknung (Dehydration)
  • Schwäche, Lethargie, Appetitverlust
  • Kümmern (schlechtes Wachstum)

In schweren Fällen kann Durchfall lebensbedrohlich werden!

 

Bei den ersten Krankheitsanzeichen wie:

  • Atemgeräuschen
  • Fieber (über 40 Grad)
  • Teilnahmslosigkeit
  • verklebten Augen
  • Hautverfärbungen
  • Durchfall

→ nicht zögern und den Tierarzt kontaktieren!
Im Notfall kann auch eine Klinik für kleine Klauentiere weiterhelfen, bis vor Ort Hilfe verfügbar ist.

Verstopfung tritt seltener auf, kann aber ebenfalls vorkommen und sollte tierärztlich abgeklärt werden.

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