🍼 Handaufzucht von Ferkeln – Was wird benötigt?
1. Saugflasche oder Spritze (ohne Nadel)
Ferkel haben in den ersten Tagen einen starken Saugreflex. Am besten eignet sich eine kleine Saugflasche für Katzen oder Hunde aus dem Tierbedarf. Alternativ kann man auch eine Einmalspritze ohne Nadel verwenden. Hierfür gibt es extra passende Aufsätze zum Saugen. Die Öffnung sollte nur so groß sein, dass das Ferkel saugen muss und nicht zu viel Milch auf einmal aufnimmt. Am besten mehrere Saugflaschen, dann ist immer eine saubere zur Hand.
Man kann auch eine Spritze ohne Nadel verwenden. Für die Spritze gibt es auch Saugaufsätze. Eine 0,5 ml für den Anfang sollte ausreichen. Ein kleiner Vorrat an Spritzen kann nicht schaden.
2. Spezielle Ferkelmilch oder Aufzuchtmilch
Welche Milch verwendet wird, hängt vom Alter des Ferkels ab. In den ersten 24 Std. nach der Geburt sollte die sogenannte Biestmilch (Kolostrum) gefüttert werden. Am besten natürlich von einer Muttersau. Ist keine Amme zur Hand, gibt es speziellen Kolostrum-Ersatz, meist von Kühen. Falls kein Landwirt in der Nähe ist, die meistens diesen Ersatz vorrätig haben, versucht es im Landhandel oder Online (Achtung! Lieferzeiten!). Es gibt zum Beispiel PorcaColR (speziell für Ferkel) oder Kolostrum-Mix von Topro (von Kühen).
Ist das Ferkel schon älter als 2 – 3 Tage, dann sollte spezielle Ferkelmilch verwendet werden. Entweder wieder bei einem Landwirt, Landhandel oder Online nachfragen. Z. B. gibt es eine Ferkelmilch von Josera PiggiMil, von BEWITAL agri die Milch BEWI-MILK r oder Normi Ferkelmilch.
Wichtig ist, dass die Ferkelmilch einen Fettgehalt von 6 – 7 % aufweist. Alternativ kann Hundeaufzuchtsmilch (Fettgehalt ca. 9 %) oder auch Humanmilch mit Öl (z. Bsp. Rapsöl) versucht werden. Die Humanmilch hat nur einen Fettgehalt von 3 – 4,5 %, daher ist mit einem hochwertigen Öl zu ergänzen.
Ab der 2. Woche wird Ferkelstarter benötigt. Ab dem 6. Lebensmonat kann auf Ferkelkorn umgestellt werden.
Mehr dazu bei den einzelnen Lebensabschnitten.
3. Wärmequelle
Neugeborene Ferkel können ihre Körpertemperatur noch nicht gut regulieren. Eine Wärmelampe (Infrarotlicht), die so aufgehängt ist, dass die Ferkel der Wärme auch ausweichen können. Bitte vorher die eigene Hand unter die Lampe halten, um zu fühlen, ob es zu heiß wird und entsprechend die Höhe verstellen. Eine Wärmflasche (in ein Handtuch eingewickelt) ist eine weitere Möglichkeit.
4. Decken oder weiche Handtücher
Die Kleinen brauchen ein kuscheliges Nest. Decken oder dicke Handtücher bieten Schutz und Geborgenheit. Wichtig: Alles muss sauber und trocken bleiben. Ein Katzen- oder Hundekorb, der mit einem Hundegitter drumherum gesichert ist oder eine große Hundetransportbox neben dem eigenen Bett, dient als Schlafplatz für die Nacht.
5. Sauberkeit
Hygiene ist das A und O. Fläschchen, Sauger und Spritzen müssen nach jeder Fütterung gründlich gereinigt werden, um Infektionen zu vermeiden. Immer das Futter frisch anrühren.
Desinfektions- und Wundspray/-salbe für kleine Wunden. Gut bewährt hat sich bei uns Betaisodonasalbe mit Jod.
6. Bei Durchfall
Kohlekompretten besser als Kohletabletten, als Pulver kann die Futterkohle z. B. von CarboVerte (rein pflanzlich) oder Dystan Pulver verwendet werden.
7. Dehydrierung (Wassermangel)
Flüssigkeit ist besonders wichtig. Um ein dehydriertes Ferkel bestmöglich zu unterstützen, kann eine Elektrolyt-Lösung oder ein Elektrolyt-Gel helfen, den Flüssigkeitshaushalt stabil zu halten. Wichtig ist dabei, dass das Produkt Natrium, Chlorid, Magnesium, Vitamine und pH-regulierende Säurebildner enthält – nur so kann der kleine Schweinekörper schnell wieder ins Gleichgewicht kommen. Möglich wäre z. B. von Virbac Enerlyte Plus oder ähnliche.
Wichtiger Hinweis
Wir freuen uns, wenn unsere Tipps rund um die Handaufzucht von Ferkeln dir weiterhelfen – aber:
Sie ersetzen natürlich keinen Tierarztbesuch, wenn gesundheitliche Probleme auftauchen!
Gerade kleine Ferkel brauchen im Notfall schnelle und fachkundige Hilfe.
Ob bei Fragen zur Gesundheit, Ernährung oder bei Unsicherheiten: Bitte wende dich immer an eine Tierärztin oder einen Tierarzt. Du kannst Dich bei Fragen ebenso an eine Klinik für Kleine Klauentiere in Deinem Bundesland wenden (ob telefonisch oder per E-Mail), auch als Privatperson. Für Niedersachsen ist z. B. die Klinik für kleine Klauentiere in Hannover zuständig.
Auch wenn wir manchmal Produkte wie Futtermittel oder Ergänzungen empfehlen, damit Du dem Tier direkt helfen kannst – die passende Behandlung und Beratung gehört in erfahrene Hände.
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