đ 1. Advent – Oink zum Sonntag â Weihnacht-Spezial
Lilos erstes richtiges Weihnachten
Ich erinnere mich an das Leuchten.
Es war ĂŒberall â in den Augen der Kinder, in den funkelnden Kugeln, im goldenen Glanz des Baumes.
Und mitten darin stand ich â klein, rosa, neugierig.
Mit einer roten Schleife um den Bauch und einem Namen, der wie Musik klang: Lilo.
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Alle lachten.
Ich quiekte mit.
Ich dachte, ich wĂ€re angekommen â mitten in einem Wunder aus Licht und WĂ€rme.
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Doch Wunder, so lernte ich, halten manchmal nicht lange.
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Die Tage wurden stiller.
Das Glitzern verblasste.
Ich wuchs â nicht viel, aber doch so, dass man es bemerkte.
Ich wollte spielen, wĂŒhlen, entdecken â denn das tun Schweine nun einmal.
Aber meine Spiele machten Flecken, mein Grunzen störte, und irgendwann blieben die HÀnde aus, die mich einst streichelten.
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Dann kamen Worte, die ich nicht verstand â aber die Luft wurde schwer, wenn sie fielen.
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âWir können sie nicht behaltenâ, sagte der Vater eines Abends.
âNiemand will ein Schwein aufnehmenâ, antwortete die Mutter leise.
âVielleicht⊠vielleicht zum Metzger? Es ist doch nur ein Schwein, Schweine werden gegessen.â
Ein Schweigen.
Dann: âSie heiĂt Liloâ, flĂŒsterte eines der Kinder.
Danach war es still. Nur mein Herz klopfte laut.
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Ich wusste nicht, was ein âMetzgerâ war, aber der Gedanke roch nach Angst.
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Ein paar Tage spÀter war ich allein.
Der Wind biss in meine Ohren, und der Schnee knirschte unter meinen Hufen.
Das viel zu enge Geschirr schnĂŒrte mir die Haut ab, und an ihm hing ein StĂŒck Papier:
âMein Name ist Lilo. Bin zu groĂ geworden. Bitte mitnehmen.â
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Ich wartete. Lange.
Und dann kamen Schritte.
Leise, achtsam.
Jemand kniete sich neben mich, sprach ruhig, mit einer Stimme, die nicht weh tat.
Ich sah in Augen, die nicht wegsahen.
Und da wusste ich, ich darf noch bleiben.
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Der Hof, auf den man mich brachte, roch nach Stroh, nach Ăpfeln und nach Frieden.
Andere Schweine grunzten mir zu.
Ich zögerte erst, doch als mich jemand vorsichtig am Ohr kraulte, legte ich mich hin und atmete.
Zum ersten Mal ohne Angst.
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Ich bekam wieder einen Namen â denselben, aber diesmal sagte ihn jemand mit Liebe.
Ich bekam Freunde.
Und ein Zuhause, das nicht nach Besitz roch, sondern nach Geborgenheit.
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Als der nÀchste Winter kam, fiel Schnee auf mein Dach.
Drinnen war es warm.
Kein Glitzer, keine Schleife, aber ApfelstĂŒcke, Stroh und HĂ€nde, die blieben.
Ich glaube, das war mein erstes richtiges Weihnachten.
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Ich bin Lilo.
Ein Schwein â kein Geschenk.
Ich bin jemand.
So wie du.
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đ Wenn du zu Weihnachten etwas schenken willst,
schenke Aufmerksamkeit.
Verantwortung.
Und ein StĂŒck MitgefĂŒhl.
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