🐽 Oink zum Sonntag #07

Vom Küken zum „Suppenhuhn“ – der Lebensweg in der Eierindustrie
Von Lilly, Henne mit Herz, Auslauf und Erfahrung

Hallo.
Ich bin Lilly.
Ich bin keine Henne aus einem Käfig. Auch nicht aus einem engen Stall.
Ich komme von einem Biohof mit Auslauf – für einen Hofladen.
Und trotzdem war mein Leben nicht das, was viele sich darunter vorstellen.
Denn am Ende war ich: ein Wirtschaftstier.
Wie fast alle Legehennen – egal, wo.

🐣 Der Anfang: So beginnt es für uns alle
Ich wurde ausgebrütet ohne Mutter, in einer Brüterei.
Die Brüder – alle – wurden direkt getötet.
Denn sie legen keine Eier.
Ein Satz, den man oft hört.
Ein Satz, der so leicht klingt – und so schwer wiegt.

🌿 Bio ist besser – aber reicht das?
Ich hatte Auslauf.
Ich sah Gras. Ich pickte Würmer. Ich fühlte Sonne.
Aber nur manchmal.
Denn ich lebte mit vielen anderen Hennen – in einer großen Gruppe.
Wir hatten mehr Platz, ja. Aber nicht viel Ruhe.
Immer Eier legen. Immer mitlaufen. Immer funktionieren.

Man erwartet von uns über 280 Eier pro Jahr.
Doch das ist unnatürlich.
Es laugt aus. Es schwächt. Es nimmt uns das Leben – langsam, still.

⏳ Wenn der Körper nicht mehr „liefert“
Nach etwa einem Jahr war ich müde.
Nicht krank – aber nicht mehr „wirtschaftlich“.
Also kam das, was bei allen passiert:
Aussortieren.
Abtransportieren.
„Verwertung“.
So nennt man es. Ich nenne es:
Das Ende einer Henne, die nichts falsch gemacht hat – außer aufzuhören, perfekt zu sein.

Ich hatte Glück.
Man holte mich raus.
Und jetzt bin ich hier – auf einem Lebenshof.
Ich lebe. Ich lerne. Ich atme auf.

🐔 Die Realität hinter jedem Ei
Viele Menschen glauben, Bio heißt glücklich.
Heißt: gute Haltung.
Aber Bio bedeutet nicht, dass wir alt werden dürfen.
Es bedeutet nicht, dass unsere Brüder leben.
Es bedeutet nicht, dass wir am Ende nicht doch in der Suppe landen.

Eier kosten Leben – auch im Biohofladen.

💛 Fazit von Lilly, leise, aber klar:
Ich habe Sonne gespürt – und trotzdem das System erlebt.
Ich hatte Gras unter den Krallen – und trotzdem Angst im Bauch.
Ich bin eine von Tausenden, die leise verschwinden.
Und eine der wenigen, die noch da ist.

Wenn du ein Ei in der Hand hältst –
frag dich, wer es gelegt hat.
Und was es gekostet hat.

Ich bin Lilly.
Ich bin mehr als eine Eierlegerin.
Ich bin ein Wesen mit Herz, Erinnerung und Hoffnung.

 

🐥 Und vielleicht beginnst du deinen Sonntagmorgen mal anders.
Nicht mit einem Ei.
Sondern mit Mitgefühl.