Beschäftigungsmaterial? Echt jetzt?

Nach einem anstrengenden Nachmittag wühlt Freya in der lockeren Erde unter einer Eiche. Und legt sich dann zufrieden und gelassen hin. Sie kann sich auf unserem Grundstück prima beschäftigen. Schöner wäre nur die komplette Freiheit ohne Zaun. Doch das bleibt auch für unsere Schweine eine Illusion.

Wir hatten gestern Besuch vom Kreisveterinäramt Heinsberg. Zwei Bedienstete kontrollierten unseren “Betrieb”. Wer Schweine hält muss sie anmelden. Beim Veterinäramt und bei der Tierseuchenkasse. Denn Schweine sind Vieh. Nutztiere. Das sagt die deutsche und europäische Gesetzgebung. Was wir denken scheint irrelevant.

Unsere Schweine sind aber kein “Vieh” oder “Nutztiere”. Sie sind Freunde, Persönlichkeiten und Personen. Doch weder die Behörden noch die Politik interessiert das.

Und so kommt es dann, dass der Amtsveterinär seine Liste zur Kontrolle von Schweinebetrieben bei uns abhaken muss. Mit dabei die tragische Frage nach “Beschäftigungsmaterial”.

Denn Schweine sind intelligent und leiden unendlich in normalen Schweinebetrieben. Ein wenig “Beschäftigungsmaterial” wie eine Kette soll den Tieren Linderung geben. Und den Schweineausnutzern ein gutes Gewissen. Denn was nutzt den Schweinen eine Kette, wenn sie dicht an dicht auf Spaltenböden stehen. Auf weniger als 1m² pro Tier. Unter ihren leidenden Pfoten die eigenen Exkremente einen übelsten Geruch abgeben?

Doch wenn Du als Schweinemäster und Schweinezüchter ein paar Ketten hinhängst und die Mindestmaße der engen Käfige einhälst, dann ist alles in Ordnung.

Wir haben gestern unsere “Überprüfung” durch die Behörde bestanden. Nichts auszusetzen. Doch es gibt auch genügend Fallbeispiele, wo Amtstierärzte gerade bei Tierschützern und Lebenshöfen aberwitzige Forderungen aufstellen. Wenn das bei uns gestern passiert wäre, hätten wir uns dagegen gewehrt. Notfalls vor Gericht.

Die Frage nach Beschäftigungsmaterial ist bei unseren Schweinen natürlich der blanke Hohn. Sie haben genügend Platz, Bäume, frische Luft, schönes Stroh im Stall. Jede Menge Möglichkeiten, ihre natürlichen Instinkte auszuleben. Um dann nach der Beschäftigung sich ein schönes Erdloch zu buddeln und dort ein schönes Mittagsschläfchen abzuhalten. Und dann gibt es dann ja noch das Beschäftigungsmaterial Mensch. Der Schweinepapa und die Schweinemama, die sich liebevoll um die rosa Hunde kümmern.

Millionen Schweine in Deutschland können von so einem Leben nur träumen. Die Realität sieht für diese Tiere ganz anders aus. Und mit jedem Skandal die unsere Freunde von SOKO Tierschutz oder dem Deutsches Tierschutzbüro e.V. aufdecken sollte es klarer werden: es gibt keinen Tierschutz in Deutschland für “Nutztiere” oder “Vieh”. Nur Tierwohl. Und das orientiert sich nur an den Bedürfnissen der Menschen, die die Tiere ausnutzen wollen.

Da hilft auch kein grüner Landwirtschaftsminister. Vegetarier hin oder her.

Sau Freya legt sich unter eine Eiche.