Wer kennt sie nicht, die lauten Schreie nach Futter, sobald die Tür zur Futterkammer, Futtertonne oder -sack geöffnet wird oder die innere Uhr der Schweine zur gewohnten Fütterungszeit Alarm schlägt und das Grunzkonzert beginnt?

Die Wildschweine sind 75 % des Tages mit der Suche nach Nahrung beschäftigt. Für unsere domestizierten Hausschweine, ob Minischwein oder Großschwein, ist die Futteraufnahme mit einer der Lieblingsbeschäftigungen.

Schweine sind Allesfresser, wie wir Menschen. Sie schrecken auch nicht vor Aas zurück. Heißt das nun, dass alles, was übrig bleibt, im Futternapf unserer Schweine landen darf? Nein, das war einmal.

Aufnahme von Futter und Wasser

Der Schweinerüssel ist das ideale Werkzeug um Nahrung aus der Erde zu graben. Durch neugieriges Herumstreifen im Gehege oder auf der Wiese wird nach Futter gesucht. Ist ein potenzielles Futterstück gefunden, wird es erst einmal berochen und betastet. Die feinen Sinneshärchen auf der Rüsselscheibe helfen dabei. Was uninteressant ist, wird mit einer erstaunlichen Geschicklichkeit aussortiert. Handelt es sich um große oder sperrige Futterstücke werden diese bekaut und ggf. zerkleinert. Wie bei uns Menschen wird das Futter eingespeichelt und langsam abgeschluckt. Schweine können den Unterkiefer, im Gegensatz zu anderen Tieren und uns Menschen, nicht stark von rechts nach links bewegen, sie tun es mehr von oben nach unten. Durch diese schnappende und nicht mahlende Kaubewegung, entsteht ein Schmatzgeräusch.

Beim Trinken wird das Wasser durch den Rüssel eingesogen und nicht, z. B. wie beim Hund, mit der Zunge aufgeschleckt. Eine Becken- oder Schalentränke entspricht also dem natürlichsten Trinkverhalten, unabhängig vom Alter des Tieres. Beim Verwenden dieser Tränken immer auf gute Hygiene achten.

Die Temperatur des Futters spielt auch eine Rolle. Ist das Futter zu kalt (kälter als +5 Grad) wird weniger Nahrung aufgenommen. Im Winter also auf ein angewärmtes Futter achten, was am besten mit eingeweichtem Futter funktioniert. Im Hochsommer wird, aufgrund der Hitze, weniger Futter aufgenommen.

Verdauungstrakt beim Schwein

Die Verdauung

Zum Verdauungstrakt gehören: Maulhöhle, Speiseröhre, einhöhligem Magen (Monogastrier) und Darm. Der Darm wirnd in Dünndarm mit den Abschnitten Zwölffinger-, Leer- und Hüftdarm und in Dickdarm mit Blind-, Grimm- und Mastdarm unterteilt.

Das Fassungsvermögen des gesamten Verdauungskanals eines Schweines beträgt ca. 26 – 28 Liter, wovon 30 % allein auf den Magen fallen.
Die Darmlänge ist etwa das 14fache der Körperlänge. Die nährstoffspezifischen Enzyme für die Verdauung entwickeln sich mit zunehmenden Alter. Ein neugeborenes Ferkel besitzt die Enzyme Laktase, Lipase und Protein-spaltende Enzyme und kann somit nur Muttermilch bzw. -ersatz aufnehmen und verdauen. Kohlenhydrate, wie z. B. Stärke, können erst später durch sogenannte Kohlenhydratspalter aufgespalten und verwertet werden. Wird zu früh mit normalen Schweinefutter angefangen, kommt es häufig zu Durchfall.

Das eingespeichelte Futter gelangt in den Magen, wo der Futterbrei zur weiteren Verdauung vorbereitet wird (mechanische Aufbereitung). Ist der Magen gut gefüllt, entsteht eine Art Völlegefühl, wobei Schweine eigentlich nie satt sind.

Im Dünndarm beginnen die Enzyme die Nähr-/Mineral- und weitere Wirkstoffe zu resorbieren, das geschieht z. B. durch Pepsin und Pankreassekrete (chemische enzymatische Verdauung).

Die Proteinverdauung beginnt bereits im Magen. Da der Schweinemagen einen niedrigen Magen-PH-Wert von 1,5 – 2,5 besitzt, wird dadurch eine strukturelle Veränderung der Proteinmoleküle angeregt, dies nennt man auch Denaturierung. Die Drüsen der Magenschleimhaut sondern die Enzymvorstufe “Pepsinogen”ab, um die Nährstoffe weiter aufzuspalten. Eine schützende Schleimschicht auf der Magenwand verhindert, dass sich der Magen selbst verdaut.

Die Fettverdauung wird vor allem durch die Gallensäuren vorbereitet, in dem sie die Fetttröpfchen fein und gleichmäßig verteilen (emulgieren), sodass die Lipasen (Verdauungs-Enzyme) diese besser aufschließen können. Zugleich wird der saure Nahrungsbrei neutralisiert. Die eigentliche Fettverdauung findet dann durch die Lipase, die vor allem in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) vorkommt, statt. Damit die Nährstoffe im Dünndarm absorbiert werden können, werden diese in Di- und Monoglyceride sowie in Glycerin und freie Fettsäuren aufgespalten.

Die Kohlenhydratverdauung startet schon im Maul durch den Speichel, der Amylase (Enzyme, die Stärke und Glykogen abbauen) enthält. Vor allem im Dünndarm wird der Kohlenhydratabbau durch die Pankreasamylase veranlasst. Die aufgespaltenen Monosaccharide (Glucose, Fructose, Lactose und Galactose) gelangen über die Darmepithelzellen in das Blut. Das Schwein hat keine körpereigenen Enzyme, um z.B. Zellulose oder Hemizellulosen (ß-glukosidisch gebundene Kohlenhydrate) aufzuspalten. Dem Schwein stehen nur die vor dem Dickdarm verdauten Nährstoffe direkt zur Verfügung.

 

Im Darm unserer Schweine befinden sich insgesamt schätzungsweise 1010-1012 Bakterien (u.a.  Bifidobacterium spp., Lactobacillus spp., Bacteroides spp.), davon ca. 100 – 400 im Dickdarm.

Zuständig ist dieser Teil des Verdauungstraktes für die Aufnahme von Wasser, wasserlöslichen Vitaminen, Salzen und essenziellen Fettsäuren unter Zuhilfenahme seiner bakteriellen Besiedlung. Diese mikrobielle Besiedlung ist erforderlich, da das Schwein im proximalen Verdauungstrakt zu einer Verwertung von Rohfaser nicht in der Lage ist. Dieser Nachteil wird durch das Vorhandensein von Bakterien im Dickdarm ausgeglichen, da verschiedene Bakterien in der Lage sind, Amylase (Clostridium butyricum) oder Zellulase (Enterokokken) zu produzieren. Aber auch Vitamine, wie z.B. Vitamin K, werden im Dickdarm gebildet (GROSS et al. 1989).

Im Dickdarm wird dem Futterbrei Wasser entzogen, ist diese mikrobieller Ab- und Aufbau-Funktion gestört, kann Durchfall oder Verstopfung die Folge sein.
Was übrig bleibt, wird mit Schleim umgeben und die unverdauten Nährstoffe in Form von Kot und Harn ausgeschieden.