Die Suhle
Luise in der Suhle
Schweine in der Suhle - Schweineparadies

Wie sollte das Schweinegehege eingerichtet sein? Reicht eine Wiese? Was ist zu beachten?  Wie sollte der Auslauf strukturiert sein, damit sich unsere Schweine wohlfühlen und sich nicht langweilen?

Wir sollten uns immer vor Augen führen, dass das Gehege der Lebensraum ist, den unsere Schweine niemals verlassen werden bis zu ihrem Tod. Daher spielt nicht nur die Größe, sondern auch die Struktur und Beschaffenheit eine Rolle.
Außerdem berücksichtigen wir die arttypischen Verhaltensweisen wie z. B. Suhlen und Wühlen.

Und damit haben wir bereits eine der wichtigsten Elemente im Schweinegehege – die Suhle. Schweine haben keine Schweißdrüsen und können sich nur durch “Hecheln” etwas abkühlen. Das reicht aber im Hochsommer nicht aus. Außerdem sind gerade hellhäutige Schweinerassen anfällig für Sonnenbrand. Dunkel pigmentierte Schweine sind nicht ganz so gefährdet, trotzdem bleiben sie nicht beim intensiven Sonnenbaden davon verschont.
Mats im Wasser

Reines Wasser kühlt nicht so gut, wie mit Wasser mit Erde vermischt zu Schlamm.

Reicht ein Wasserbecken oder muss es ein Erdloch mit Schlamm sein?
Letzteres. Die Kombination Wasser und Schlamm hält länger kühl, da das Wasser langsamer verdunstet. Wasser allein trocknet auf der Haut viel schneller. Die Schlammpackung hat dazu noch den Effekt, dass es Ektoparasiten (z. B. Läuse) und lästige Insekten einschließt und eine Schutzschicht gegen die Sonnenstrahlen bildet. Somit dient es der Körperpflege und verhindert Sonnenbrand. Wobei zu beachten ist, dass die Ohren beim Suhlen in der Regel nicht oder nur wenig bedeckt werden.

Wo und wie sollte die Suhle im Gehege angelegt werden?
Das kommt darauf an, wie das Gelände beschaffen ist. Ist bereits eine Vertiefung vorhanden und sammelt sich das Regenwasser dort, wäre es ein guter Platz, die Stelle feucht zu halten. Bei ständiger Benutzung wird die Erdschicht von den Schweinen bald so verdichtet sein, dass das Wasser nicht mehr ins Erdreich absickern kann. Es kommt allerdings auf die Bodenbeschaffenheit an. Lehmböden halten das Wasser besser als sandige Böden.

Gibt es so eine Vertiefung nicht, muss selbst Hand und Schaufel angelegt werden. Ein Erdaushub von 10 bis 15 cm mit entsprechender Breite, je nach Schweineart und -anzahl, reicht aus.
Ideal wäre es, wenn sich ein Bachlauf im Gehege befindet. Die Schweine werden sich ihre Suhle dort selbst einrichten.

Ob die Suhle im Schatten, Halbschatten oder Sonne liegt, ist dabei nicht so wichtig.

Besteht gar keine Möglichkeit eine Schlammsuhle einzurichten, sollte wenigstens ein Wasserbecken (für Minischweine z. B. die Sandmuscheln für Kinder) oder ein Hunde-/Kinder-Swimmingpool vorhanden sein. Schweine sind übrigens ausgezeichnete Schwimmer.

Ob nun Schlammsuhle oder Wasserbecken, in sehr langen Hitzeperioden sollte täglich kontrolliert werden, ob sich Wasser in der Suhle befindet. Je nach Größe kann das Befüllen der Suhle die Wasserrechnung ganz schön in die Höhe treiben. Daher wäre ein Brunnen oder das Auffangen von Regenwasser in einer Regentonne oder ähnliches eine große Hilfe für den Geldbeutel.

Manche Schweine mögen es auch gerne mit dem Wasserschlauch abgespritzt zu werden. Das ersetzt aber keine Suhle.

Scheuerbaum
Scheuerbaum für Schweine

Ein Baum direkt an der Suhle wird gerne benutzt.

Nachdem die Schweine ihre “Fangopackung” aufgetragen haben und diese abgetrocknet ist, scheuern sie sich die Erdkruste ab und damit auch die Parasiten und alten Borsten. Deshalb muss ein “Scheuerbaum” im Gehege vorhanden sein. Es kann buchstäblich ein Baum oder umgestürzter Baumstamm sein, ein großer Stein (Findling), Steinmauer oder Holzwand oder Holzpfahl. Das der Scheuerbaum stabil genug sein muss, um nicht umzufallen, wenn sich die Schweine daran reiben, sollte selbsterklärend sein. Zusätzlich könnte man einen Besen ohne Stiel anbringen, der einen weiteren Massageeffekt bringt.

Wichtig ist, dass sich die Schweine nicht verletzten können. Also keine scharfen Kanten oder Nägel, die die Haut aufreissen.

Vielfältige Gehegestruktur
Lui von Kerstin Hinrichs
Wollschweinmix Luise unterm Apfelbaum
Minischweingehege

Büsche, Bäume und Wiese, so sollte eine Schweinegehege aussehen.

Vor starker Sonneneinstrahlung, Regen, Schnee und Wind schützen neben dem Stall auch Bäume und Büsche. Außerdem dienen sie den Schweinen als Beschäftigungsmaterial und Rückzugsort und strukturieren das Gehege. Je abwechslungsreiche das Gehege, desto weniger Langweile kommt auf. Unterschiedliche Bodenbeläge (Mutterboden, Sand, Kies, Laub, Mulch, Wiese) regen zum Wühlen an.
Der Wald ist die natürliche Umgebung der Schweine, daher entspricht eine reine Wiesenhaltung oder ein spartanisch ausgestattetes Gartengrundstück, ohne jegliche andere Reize, nicht den natürlichen Bedürfnissen unserer Schweine.
Wie sehr oft ist eine Kombination die beste Lösung. Auf einer Wiese ohne Bäume und Büsche sollte daher besonders auf einen Schutz gegen die Sonnenstrahlen und andere Wettereinflüsse geachtet werden. Suhle ist ein Muss. Beschatten mit einem ausreichend großen Sonnensegel (bei Minischweinen reicht vielleicht ein großer Sonnenschirm) oder offenem Unterstand, einer Mauer (die gleichzeitig als Windschutz dient) oder ähnliches darf nicht vergessen werden. Und natürlich wäre eine nachträgliche Bepflanzung mit Bäumen oder Büschen die beste Lösung.

Einige Pflanzen sind allerdings giftig und sollten nicht für die Schweine erreichbar sein z. B. die oberirdischen Teile der Kartoffelpflanze, Nachtschatten (auch “Schweinstod” genannt), Narzissen, Azaleen, Oleander, Buchsbaum.

Ist das Gelände abschüssig oder gar in Hanglage, sollte bei alten Schweinen, die häufig von Arthrose geplagt sind, darauf geachtet werden, dass es möglichst einen ebenerdigen Bereich gibt oder die Neigung nicht zu steil ausfällt. Fällt das Schwein, weil es den Hang nicht hoch oder herunter kommt und sich ein Bein bricht, ist das sein Todesurteil.

Weide / Wiese
Minischwein auf der Wiese
Wildschwein auf der Wiese

Schweine brauchen keinen englischen Rasen.

Im Mittelalter wurden die Schweine vom Schweinehirten in die Wälder getrieben (Waldweide). Später wurde auf Grünflächen und abgeernteten Getreidefeldern ausgewichen.

Eine schweinegerechte Wiese, legt die Basis für eine gute Grundversorgung mit eiweißreichem, rohfaserarmen Grünfutter.

Einen schmackhaften dichten Pflanzenbestand aus Gras und Klee wäre ideal. Eine Kräutergrasmischung ist auch möglich. Zum Nachsäen im Frühling ist Reparaturgras mit Kleeanteil zu empfehlen.
Junges, frisches Gras ist eiweißreicher und rohfaserarm. Überständiges älteres Gras (ca. ab 20 cm) ist nährstoffarm, dafür mehr rohfaserreich. Nach der Blüte sind so gut wie keine Inhaltsstoffe mehr im Gras vorhanden, da diese in die Samen gewandert sind.

Das Weidegras sollte einen hohen Blattanteil aufweisen. Vor allem saftige, breitblättrige Gräser sind zu bevorzugen wie z.B.

Wiesenrispengras,
Wiesenschwingel,
Deutsches Weidelgras,
Weißklee,
Wiesenlieschgras,
wehrlose Trespe,
junges Knaulgras.

Weniger beliebt sind Haferarten und das Straussgras; dazwischen liegen Wiesenrispe, Weidelgras, Rotschwingel und Kammgras.

Auch werden die meisten Kräuter gerne gefressen (z.B. Löwenzahn, Wegerich).

Wenn Obstbäume im Gehege stehen, freuen sich die Rüsseltiere ganz besonders. Bei uns im Gehege stehen zum Bsp. mehrere Kirsch- und Apfelbäume, Eichen und Buchen, ein Walnussbaum und Haselnusssträucher, allerdings auch Holunder, der aber verschmäht wird. Achtung! Die Nüsse machen dick, also gerade bei Minischweine, vor allem mit Figurproblemen, darauf achten, dass nicht zu viel gefressen wird.

Tränke und Futterplatz
Schwein trinkt
Hängebauchschwein frisst

Selbstverständlich sollten die Schweine jederzeit Zugang zu sauberem Wasser haben. Platziere die Tränke so, dass die Schweine gut herankommen und das Nachfüllen (auch im Winter), problemlos möglich ist.
Wasser ist schwer. Wenn man erstmal durch das ganze Gehege latschen muss, um die Tränke aufzufüllen, wird es bald zur Belastung werden. Ein Wasseranschluß in der Nähe wäre von Vorteil. Eine automatische Tränke ist eine gute Alternative zum Selberbefüllen.

Die Futterstelle, vor allem im Herbst und Winter oder nach starken bzw. langanhaltenden Regenfällen, sollte ebenfalls mit Bedacht gewählt werden. Da dieser Platz täglich häufiger besucht wird, ist es von Vorteil diesen Bereich zu pflastern oder zu betonieren. Hier spielt auch die Hygiene eine Rolle.

Bei großen Weiden, könnte man einfach immer am Zaun entlang füttern, bis man wieder an der Ursprungsstelle angekommen bist. So kann sich die Fläche, die gerade nicht stark beansprucht wird, wieder erholen. Das erfordert vom Pfleger natürlich mehr Arbeit und auch die örtlichen Gegebenheiten müssen dies zulassen.

Bildquelle(n):

Beitragsbild –

oben links und unten rechts: Sabine Duda
oben rechts und unten links: Pixabay

Suhle:
Bild 1 – Fotografin Sabine Kipka
Bild 2 – Fotografin Sabine Duda
Bild 3 – Fotografin Jutta Kosmala

Scheuerbaum:
Bild 1 – Fotografin Sabine Kipka​

Gehegestruktur
Bild 1 – Fotografin Kerstin Hinrichs
Bild 2 – Fotografin Sabine Kipka​​
Bild 3 – Fotografin Sabine Duda​

 Weide
Bild 1  – Minischwein – atimedia – Pixabay 
Bild 2 – Wildschwein Pixabay – Puplic Domain

Tränke und Futterplatz
Bild 1 – Canvas Pro
Bild 2 – Suju-Foto-Pixabay